Ein Sommer ohne Summen?
Stell dir vor, du liegst an einem warmen Sommertag im Gras. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Normalerweise hörst du überall um dich herum ein leises Summen und Brummen. Bienen fliegen von Blüte zu Blüte, Hummeln brummen gemütlich vorbei und Schmetterlinge flattern durch die Luft. Es ist das Geräusch des Lebens. Aber was wäre, wenn dieses Geräusch plötzlich weg wäre? Wenn es totenstill wäre auf der Wiese?
Das Thema „Bienensterben“ hast du sicher schon einmal in den Nachrichten gehört oder in der Schule besprochen. Es klingt erst einmal traurig und vielleicht auch ein bisschen gruselig. Aber warum machen sich alle so große Sorgen um diese kleinen Insekten? Sie können stechen, sie nerven manchmal beim Picknick – könnten wir nicht gut ohne sie leben?
Die kurze Antwort ist: Nein, könnten wir nicht. Oder zumindest wäre unser Leben dann ganz anders, als du es kennst. Bienen sind nämlich nicht nur Honigproduzenten. Sie sind die heimlichen Helden unserer Welt. In diesem Artikel schauen wir uns ganz genau an, welche Rolle sie spielen, warum es ihnen gerade nicht gut geht und – das ist das Wichtigste – wie wir alle, auch du, ihnen helfen können. Mach dich bereit für eine Reise in die faszinierende Welt der schwarz-gelben Flieger!
Die Superkraft der Bienen: Mehr als nur Honig
Bevor wir uns anschauen, was passiert, wenn sie weg sind, müssen wir verstehen, was sie eigentlich den ganzen Tag machen. Viele Menschen denken bei Bienen sofort an das leckere Brot mit Honig am Morgen. Honig ist toll, keine Frage. Aber für die Natur und für uns Menschen ist der Honig eigentlich nur ein netter Nebeneffekt.
Die wirkliche Hauptaufgabe der Bienen ist die Bestäubung. Das klingt nach einem schwierigen Wort aus dem Biologieunterricht, ist aber eigentlich ganz einfach. Pflanzen wollen sich vermehren. Sie wollen Samen bilden, aus denen neue Pflanzen wachsen. Dafür müssen Pollen (der gelbe Blütenstaub) von einer Blüte zur nächsten transportiert werden.
Manche Pflanzen nutzen dafür den Wind. Aber sehr viele Pflanzen, besonders die, die leckere Früchte tragen, brauchen einen "Lieferdienst". Und hier kommen die Bienen ins Spiel. Sie fliegen zur Blüte, um süßen Nektar zu trinken. Dabei bleiben die klebrigen Pollen an ihrem pelzigen Körper hängen. Fliegen sie zur nächsten Blüte, streifen sie den Pollen dort ab. Zack – die Pflanze ist bestäubt und kann nun einen Apfel, eine Kirsche oder eine Erdbeere wachsen lassen. Ohne diesen Lieferdienst gäbe es keine Früchte.
Was passiert, wenn alle Bienen sterben?
Kommen wir nun zur wichtigsten Frage dieses Artikels. Malen wir uns ein Szenario aus, in dem es von heute auf morgen keine Bienen mehr gibt. Weder die Honigbienen, die beim Imker im Bienenstock leben, noch die vielen wilden Bienenarten, die in der freien Natur wohnen.
Der erste Ort, an dem du das merken würdest, ist dein Frühstückstisch. Stell dir vor, du gehst morgens in die Küche. Du möchtest ein Müsli mit Obst essen oder ein Brötchen mit Erdbeermarmelade.
Wenn alle Bienen sterben, verschwinden als Erstes viele unserer Lieblingslebensmittel. Etwa ein Drittel von allem, was wir essen, hängt direkt oder indirekt von der Bestäubung durch Bienen ab.
Ohne Bienen gäbe es:
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Kaum noch Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pflaumen.
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Keine Erdbeeren, Himbeeren oder Blaubeeren.
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Viel weniger Gemüse wie Gurken, Tomaten, Zucchini oder Kürbis.
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Keine Mandeln und Nüsse (und damit auch keine Nuss-Nougat-Creme!).
Die Regale im Supermarkt in der Abteilung für Obst und Gemüse wären plötzlich ziemlich leer. Es gäbe zwar noch Dinge wie Getreide (Weizen, Mais, Reis), weil diese Pflanzen oft vom Wind bestäubt werden, aber unser Essen wäre sehr langweilig und viel weniger gesund. Uns würden wichtige Vitamine fehlen.
Die Kettenreaktion in der Natur
Doch das Verschwinden der Lebensmittel für uns Menschen ist nur der Anfang. In der Natur hängt alles zusammen wie in einem riesigen Spinnennetz. Zupft man an einer Stelle, wackelt das ganze Netz.
Wenn die Bienen als Bestäuber wegfallen, können viele Pflanzen keine Samen mehr bilden. Das bedeutet, diese Pflanzen sterben irgendwann aus, weil kein Nachwuchs mehr kommt.
Wenn die Pflanzen verschwinden, haben andere Tiere ein Problem. Denk an Vögel, die Beeren fressen, oder an kleine Nagetiere, die Nüsse brauchen. Wenn diese Tiere nichts mehr zu fressen finden, verhungern sie oder bekommen keine Babys mehr. Das wiederum ist schlecht für die Raubtiere (wie Füchse oder Greifvögel), die die Mäuse und kleinen Vögel fressen.
Du siehst: Bienen sterben Folgen sind gigantisch. Es ist wie ein Dominospiel. Die Biene ist der erste Stein. Fällt er um, reißt er ganz viele andere Steine mit sich. Ein Ökosystem ohne Bienen würde zusammenbrechen. Die Welt würde grau und karg werden, viele bunte Blumenwiesen gäbe es einfach nicht mehr.
Auch die Kleidung wäre betroffen
Hättest du gedacht, dass sogar deine Kleidung betroffen wäre? Deine Jeans und dein T-Shirt bestehen meistens aus Baumwolle. Die Baumwollpflanze muss zwar nicht zwingend von Bienen bestäubt werden, aber der Ertrag (also wie viel Baumwolle man ernten kann) ist viel, viel höher und die Qualität besser, wenn Bienen helfen. Ohne Bienen würde Baumwolle also sehr knapp und extrem teuer werden. Klamotten kaufen wäre dann echter Luxus.
Warum sterben aktuell so viele Bienen?
Jetzt wissen wir, was auf dem Spiel steht. Aber warum passiert das überhaupt? Bienen sind doch eigentlich robust, oder? Leider machen wir Menschen es den Insekten gerade sehr schwer. Es gibt nicht den einen Grund, sondern es ist eine Mischung aus vielen Problemen.
1. Das Gift auf den Feldern (Pestizide)
In der modernen Landwirtschaft wollen Bauern ihre Pflanzen vor Schädlingen schützen. Wenn Käfer die Kartoffeln fressen, spritzen Bauern oft Gift, sogenannte Pestizide. Das Problem ist: Dieses Gift tötet oft nicht nur den Schädling, sondern auch die nützliche Biene. Besonders gefährlich sind Mittel, die das Nervensystem der Bienen angreifen. Die Bienen verlieren dann die Orientierung. Sie finden den Weg zurück zu ihrem Bienenstock nicht mehr und sterben einsam auf dem Feld.
2. Betonwüsten und grüne Wüsten
Früher gab es überall wilde Wiesen mit hunderten verschiedenen Blumen. Heute sehen wir oft riesige Felder, auf denen nur eine einzige Pflanze wächst, zum Beispiel kilometerweit nur Mais. Das nennt man Monokultur Landwirtschaft. Für eine Biene ist das furchtbar. Mais blüht nur kurz und bietet kaum Nahrung. Wenn der Mais verblüht ist, finden die Bienen dort gar nichts mehr. Es ist für sie wie eine Wüste.
Auch in unseren Städten und Gärten gibt es Probleme. Viele Menschen mögen ordentliche Gärten, die nur aus Rasen und Steinen bestehen (Schottergärten). Dort blüht nichts. Eine Biene findet dort kein Futter. Wenn wir den Bienen ihren Lebensraum wegnehmen, verhungern sie.
3. Die Vampire im Bienenstock
Bienen haben auch eigene Krankheiten. Der schlimmste Feind der Honigbiene ist ein winziges Spinnentierchen namens Varroa Milbe. Diese Milbe wurde durch den weltweiten Handel eingeschleppt. Sie setzt sich auf die Bienen und saugt ihr Blut (eigentlich ihre Körperflüssigkeit) aus, genau wie ein Vampir oder eine Zecke. Dabei überträgt sie schlimme Viren. Ein ganzes Bienenvolk kann im Winter sterben, wenn es zu stark von diesen Milben befallen ist.
4. Der Klimawandel
Auch das Wetter spielt verrückt. Durch den Klimawandel wird es im Frühling oft viel zu früh warm. Die Pflanzen fangen an zu blühen. Aber die Bienen sind vielleicht noch im Winterschlaf oder die Wildbienen sind noch nicht geschlüpft. Wenn die Bienen dann wach werden, sind die Blüten schon verblüht. Sie finden nichts zu essen. Dieser Zeitplan der Natur gerät durcheinander.
Was sagte Albert Einstein über die Bienen?
Vielleicht hast du schon mal einen sehr berühmten Satz gehört, der oft dem genialen Physiker Albert Einstein zugeschrieben wird. Er soll gesagt haben:
"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben."
Das klingt extrem dramatisch, oder? In vier Jahren wären wir alle weg? Hier müssen wir kurz Detektiv spielen. Es gibt nämlich gar keinen Beweis dafür, dass Albert Einstein diesen Satz wirklich gesagt hat. Wahrscheinlich hat ihm jemand diesen Satz später "in den Mund gelegt", um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Einstein war Physiker, kein Biologe.
Aber: Hat der Satz recht?
Auch wenn Einstein es vielleicht nicht gesagt hat, steckt in dem Zitat ein wahrer Kern, auch wenn er etwas übertrieben ist. Wir Menschen würden wahrscheinlich nicht sofort nach vier Jahren aussterben. Wir sind erfinderisch. Wir könnten uns von Getreide, Fischen oder Algen ernähren.
Aber: Unser Leben wäre ein Kampf. Es gäbe Hungersnöte, weil viel weniger Nahrung da wäre. Kriege könnten ausbrechen, weil Länder um Essen streiten. Unsere Gesundheit würde leiden.
Der Satz soll uns wachrütteln. Er soll uns zeigen: Wir sind abhängig von der Natur. Wir stehen nicht über ihr. Wenn wir die kleinsten Helfer zerstören, zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage.
Wildbienen: Die unbekannten Verwandten
Wenn wir von "Bienen retten" sprechen, denken die meisten an die Honigbiene beim Imker. Aber wusstest du, dass es in Deutschland über 500 verschiedene Bienenarten gibt? Die meisten davon sind Wildbienen.
Im Gegensatz zur Honigbiene leben Wildbienen oft allein (solitär). Sie haben keine Königin und kein großes Volk, das sie beschützt. Sie wohnen in kleinen Erdlöchern, in totem Holz oder in hohlen Pflanzenstängeln.
Das Problem ist: Den Honigbienen geht es oft gar nicht so schlecht, weil sich Imker um sie kümmern. Wenn sie krank sind, bekommen sie Medizin. Wenn sie Hunger haben, werden sie gefüttert.
Die Wildbienen haben niemanden. Sie leiden am meisten unter den Pestizide Gefahr und den fehlenden Blumen. Dabei sind manche Wildbienen (wie die Mauerbiene oder die dicke, plüschige Hummel) sogar noch bessere Bestäuber als die Honigbiene, weil sie auch bei schlechterem Wetter fliegen. Wenn wir also Bienen retten wollen, müssen wir vor allem an die wilden Arten denken!
Was können wir tun? Werde zum Bienenretter!
Jetzt haben wir genug über traurige Dinge gesprochen. Die gute Nachricht ist nämlich: Du kannst etwas tun! Niemand ist zu klein, um ein Bienenretter zu sein. Hier sind Tipps, wie du direkt helfen kannst:
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Lass es blühen: Wenn du einen Garten oder einen Balkon hast, pflanze bienenfreundliche Blumen. Lavendel, Sonnenblumen, Klee oder Wildblumenmischungen sind super. Vermeide gefüllte Blüten (wie manche Rosen), bei denen die Bienen nicht an den Nektar kommen.
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Das Insektenhotel: Bau ein Hotel für Wildbienen! Du kannst einen Holzblock nehmen und Löcher hineinbohren oder hohle Bambusröhrchen bündeln und aufhängen. Dort legen die Wildbienen ihre Eier ab. Es ist super spannend, sie dabei zu beobachten.
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Mut zur Unordnung: Sag deinen Eltern, sie sollen den Rasenmäher mal stehen lassen. Eine Ecke im Garten, wo das Gras hoch wachsen darf und "Unkraut" (das oft wichtiges Bienenfutter ist) blüht, ist ein Paradies für Insekten.
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Bio kaufen: Wenn du mit deinen Eltern einkaufen gehst, achtet auf Bio-Lebensmittel. Im Bio-Anbau sind viele giftige Spritzmittel verboten. Das hilft den Bienen auf den Feldern.
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Wasserstelle: Im heißen Sommer haben Bienen Durst. Stell eine flache Schale mit Wasser auf. Leg ein paar Steine oder Murmeln hinein, damit die Bienen darauf landen können, ohne zu ertrinken.
Fazit: Kleine Tiere, riesige Wirkung
Wir haben gelernt: Was passiert wenn Bienen sterben, ist eine Katastrophe für Mensch und Tier. Bienen sind viel mehr als nur Honiglieferanten. Sie sind die Wächter unserer Nahrung und die Motoren der Natur.
Es ist noch nicht zu spät. Wenn wir alle ein bisschen mehr auf unsere Umwelt achten, weniger Gift benutzen und mehr Blumen pflanzen, können wir das Summen auf den Wiesen bewahren. Die Bienen brauchen uns – und wir brauchen sie noch viel mehr.
FAQ - Häufige Fragen zum Bienensterben
1. Sterben Bienen, wenn sie gestochen haben?
Ja, aber nur die Honigbiene. Ihr Stachel hat Widerhaken. Wenn sie einen Menschen sticht (dessen Haut dick ist), bleibt der Stachel stecken und reißt ab, woran die Biene stirbt. Wildbienen und Wespen haben glatte Stachel, sie können mehrmals stechen und überleben das. Aber keine Sorge: Bienen stechen nur im absoluten Notfall, wenn sie sich bedroht fühlen!
2. Können wir Menschen die Pflanzen nicht selbst bestäuben?
Theoretisch ja, aber es ist unglaublich mühsam. In manchen Gegenden von China gibt es schon so wenige Bienen, dass Menschen mit kleinen Pinseln auf Bäume klettern und jede Blüte einzeln bestäuben müssen. Das dauert ewig und kostet viel Geld. Die Bienen machen das umsonst und viel schneller. Wir können die Arbeit der Milliarden Insekten niemals vollständig ersetzen.
3. Was ist der Unterschied zwischen einer Biene und einer Wespe?
Viele verwechseln sie. Bienen sind meistens etwas pummeliger und behaart (sie tragen ja Pollen), während Wespen eine sehr schlanke "Wespentaille" haben und glatter sind. Bienen fressen Nektar und Pollen (Vegetarier), Wespen mögen auch Fleisch und Wurst (und nerven deshalb beim Grillen). Wespen sind aber auch nützlich, weil sie Schädlinge wie Mücken fressen!
4. Wie viele Bienen leben in einem Bienenstock?
In einem einzigen Bienenstock der Honigbiene leben im Sommer bis zu 50.000 oder sogar 60.000 Bienen zusammen! Sie alle sind Kinder einer einzigen Mutter, der Königin.